„O-Töne“ / Zitate Die Zitate bzw. O-Töne stehen honorarfrei
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Sie den Beitrag eingesetzt haben (c.sommerfeldt@berlinverlag.de) Schönheit ist in unserer biologischen Natur verankert – aber auch kulturbestimmt„Wir tragen einen von Jahrtausenden der Evolution geformten Schönheitssinn in uns, auch wenn wir uns dieses Erbes nicht bewusst sind. Die biologische Melodie der Schönheit ist jedoch eingewoben in einen ganzen Klangteppich, der von unserer Kultur geliefert wird. Es gibt an der sichtbaren Oberfläche des Homo sapiens buchstäblich keinen Quadratmillimeter, der nicht zum Spielball irgendwelcher Moden und Marotten werden könnte, und das gilt für das Gesicht genauso wie für den Körper.“ download mp3
„Schönheit ist deshalb noch lange nicht »relativ«. Die Schönheitsvorstellungen der unterschiedlichen Menschen überschneiden sich in erstaunlichem Maße. Sie enthalten einen gemeinsamen harten Kern, einen universalen Konsens, der alle Zeiten und Kulturen verbindet. Auch wenn sich die Dialekte der Schönheit unterscheiden, ihre Sprache ist immer und überall dieselbe.“ download mp3
Historisch gesehen ist unser derzeitiges Schönheitsideal recht eigenartig„Im geschichtlichen Rückblick wirkt die derzeitige weibliche Idealfigur ziemlich exotisch; denn zu fast allen Zeiten war weibliche Schönheit geradezu zwingend durch ein breites Becken definiert; der Busen sollte dagegen meist mädchenhaft klein sein. Heute sind die Zutaten vertauscht und die Messlatte damit noch weiter in die Höhe geschraubt: Ein großer Busen erfordert nun mal viel Fett – das aber an den anderen vom weiblichen Bauplan vorgesehenen Stellen nicht vorhanden sein darf. Kein Wunder, dass immer mehr Silikon zum Einsatz kommt.“ download mp3
Die unterschätzte Macht der Schönheit„Die Schönen sind nicht nur schön. Sie sind schön plus, eine Oberklasse, die uns einschüchtert wie eine Autoritätsperson. Im Schönen erkennen wir das Alpha-Tier, und umgekehrt im Hässlichen den Paria.“ download mp3
„Schönheit ist nicht nur beim Zugang zum anderen Geschlecht die große Weichenstellerin, sondern auch da, wo es um Macht geht. Schon rein ökonomisch betrachtet besitzt der oder die Schöne etwas, was andere nicht haben – ein hoch begehrtes, aber knappes Gut. Und knappe Güter haben ihren Preis.“ download mp3
Schönheitskapitalismus„Wer mit einem angenehmen Äußeren gesegnet ist, hat schlichtweg mehr Bonität und sammelt damit überall die kleinen alltäglichen Vorteile ein, die das Leben leichter machen: mehr Aufmerksamkeit, hier und da ein Lächeln, wo andere auf verschlossene Gesichter treffen, die höflichere Behandlung am Ticketschalter, bereitwilligere Hilfe, mehr Konzilianz bei der Steuerprüfung.“ download mp3
„Wer schön ist, wird schon als Kind mit offeneren Armen empfangen, wird seltener von einem Spiel ausgeschlossen, wird weniger gehänselt, gemobbt und verprügelt, und diese wärmere Behandlung setzt sich im weiteren Leben fort. Kurzum: Wir leben in einer von Schönheit bestimmten Klassengesellschaft, nur wir merken es nicht.“ download mp3
„Der Einkommensunterschied zwischen dem attraktivsten und dem unattraktivsten Drittel der Berufstätigen liegt bei mindestens zehn Prozent. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass Jahr für Jahr mehr als 100 Milliarden Euro »schönheitsbedingt« umverteilt werden.“ download mp3
Schönheit – ein Skandal„Schönheit ist ein Affront gegen einen unserer heiligsten Werte: dass alle Menschen mit den gleichen Chancen ins Leben starten. Ein Affront auch gegen unseren Verstand. Im Bannkreis der Schönheit werfen wir Vernunft, Kritikfähigkeit und Menschenkenntnis mit einem Jubelschrei über Bord. Schönheit täuscht und wir lassen uns täuschen. Nicht auf Herzensgüte, Charakterstärke, Treue oder Originalität bauen wir unser Urteil über unsere Mitmenschen, sondern allzuoft auf die bloße Verpackung drum herum, die Alleräußerlichste aller Äußerlichkeiten, von der wir nicht einmal benennen können, was ihren Reiz eigentlich ausmacht, und die uns trotzdem mit der Macht einer Naturgewalt anzieht.“ download mp3
Und die Liebe – auch sie unter der Fuchtel der Schönheit?„Wer schön ist, kann wählen. Wer weniger zu bieten hat, muss seine Ansprüche senken. Das leidenschaftslose Wirken von Angebot und Nachfrage sorgt dafür, dass sich Millionen von Männern und Frauen am Ende mit einem Partner begnügen – und ihn zutiefst lieben –, der genau ihrem Attraktivitätswert entspricht. Liebe, unterm Strich, ist eine »sehr vernünftige Verrücktheit«. download mp3
Schönheitswahn – Ausweitung der Problemzonen„Mit jeder neu entdeckten Behandlungsmöglichkeit werden immer mehr Zustände »problematisch« und tendenziell krankhaft. »Normal« ist nicht mehr, was der Mehrzahl der Bevölkerung zueigen ist – »normal« entspricht jetzt dem Aussehen der auf dem Cover der jeweiligen Zeitschrift abgebildeten Personen. Mit der »Zellulitis« beispielsweise wurde, als der Begriff 1973 erstmalig in Vogue auftauchte, quasi über Nacht ein Zustand, der 80 Prozent der Frauen betrifft, zu einem behandlungsbedürftigen Tatbestand ...“ download mp3
Unser Schönheitswahn ist eine Form der Todesverdrängung„Der Skandal der Schönheit ist der Skandal des Lebens - dass es irgendwann zu Ende geht. Denn Schönheit ist in gewisser Weise das Leben selber: seine Essenz, seine Blüte, der Ausgangspunkt neuen Lebens. Und doch – oder gerade deshalb – trägt Schönheit den Keim des Todes schon in sich. Vielleicht rührt sie uns gerade deshalb so an: durch ihre Vergänglichkeit. Denn im Abschied von der Schönheit liegt auch ein Abschied vom Leben.“ download mp3
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